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Samstag, 1. Juni 2013

Mit Rom immer und ewig - Nachruf auf den ersten armenischen Kardinal

Andoun Bedros Kardinal Hassoun 

Der höchste an Rang und der bedeutendste an Einfluss unter den 1883 und 1884 heimgegangenen Kirchenfürsten der Propaganda-Gebiete ist Anton Hassun, früher armenisch-katholischer Patriarch von Konstantinopel und Cilicien, zuletzt als erster armenischer Kardinal mit dem römischen Purpur bekleidet. 

Sein Name wurde in den kirchlichen Wirren des Orients in den letzten Jahrzehnten oft genannt, sein ganzes Leben ist ein mächtiges Stück Kirchengeschichte. 
Aber eben weil sein Name so vielgenannt ist und so hochberühmt, kann man das so vielbewegte Leben des Kardinals nicht in ein paar Zeilen zusammenfassen.

Die Inschrift auf dem Markusstuhl: „In aeternum juxta Romam“, „mit Rom immer und ewig“, war sein ganzes Lebensprogramm; kein Wunder: ist er doch als Schüler der Propaganda aufgewachsen, „im Schatten der Peterskirche“, wie Pius IX. einst sagte. I
n der Kirchengeschichte trat Anton Hassun auf, als er 1838 zum Erzbischof von Anazarbe i.p. und zum Koadjutor des Primas von Konstantinopel, Msgr. Maruschi, ernannt wurde; er erhielt zugleich das Recht der Nachfolge. 

Sein Vorgänger starb 1846. Im Jahr 1850 errichtete Primas Hassun, von Pius IX. ermächtigt, sechs Bistümer. Durch den Beschluss der Bischofsversammlung von Bsommar am Mariä-Himmelfahrts-Fest 1866, oder richtiger durch die darauffolgende päpstliche Bestätigung, wurde der Primas von Konstantinopel zugleich Patriarch von Cilicien. 

Nach dem vatikanischen Konzil erhob sich wider ihn Schisma und Cäsarismus. Es war eine für unsere Zeitläufe recht bezeichnende Episode, als der verbannte Patriarch am 27. Juli 1872 im Vatikan den Papst im Gefängnis besuchte. 
Pius hatte wie immer Worte des Trostes und der Zuversicht. Er schenkte dem Exilierten ein wertvolles Brustkreuz und sagte dabei: „Das Kreuz, das Gott dir auferlegt, mein Sohn, ist unendlich kostbarer, als jedes, dass ich dir geben kann.“

Zwar durfte er nach einigen Jahren auf seinen Primatialsitz zurückkehren, sollte aber sein Leben dort beschließen, wo in allen Stürmen seine Grundsätze fest verankert blieben: in Rom.

Von Leo XIII. Anfang Dezember 1880 dahin berufen, empfing er am 14. d. M. das rote Birett und das „Verargon“, ein violettes armenisches Überkleid, das er nach einer eigens dafür erlassenen Bestimmung der Ritenkongregation als Kirchenfürst des armenischen Ritus tragen sollte. 

In der Ansprache Leo XIII. wurde er auf den großen Kardinal Bessarion als Vorbild hingewiesen. Ist dieser auch der erste Kardinal des Orients gewesen, so war Hassun doch der erste Armenier, der den Purpur trug. 
Nun arbeitete er trotz seiner 80 Jahre mit rüstiger Kraft in den Kongregationen, bis er am 28. Februar 1884 seiner Tätigkeit durch den Tod entrissen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1884)