Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Sonntag, 30. Juni 2013

Ein Fall von Besessenheit in China

Chinesische Madonnenstatue

Zwei Beispiele von Besessenheit, welche namentlich in den heidnischen Ländern auch heutzutage noch häufig genug, und zwar in ganz auffallender Weise, vorkommt, entnehmen wir einem Brief des hochw. P. Rossi S.J., Missionär in Kiangnan (China):

„Während des Maimonats beging man nicht weit von unserer Residenz zu Sutscheu in der Pagode Zuo-wang-miao (Pagode der Königsschlange) ein Fest zu Ehren des dort aufgestellten Götzen: ohne Zweifel ist diese Verehrung der Schlange der Teufelsdienst in seiner ältesten Form. 

Während des Festes kam ein schwächliches, gegen 16 Jahre zählendes Mädchen an der Pagode vorüber. Plötzlich fällt es in Ohnmacht, zerreißt seine Kleider, schlägt und verwünscht Vater und Mutter, und hebt wie spielend einen Stein auf, den die stärksten Männer kaum von der Stelle zu rücken vermochten. 
Zu Hause schlug es mit dem Rücken der Hand auf einen schweren Tisch, dass dieser aus den Fugen ging. 

Mehrere Tage hindurch blieb es, ohne zu essen oder zu schlafen, in einem Zustand offenbarer Besessenheit. Die bestürzten Eltern suchten Hilfe bei den Nachbarn. Ein Arzt, den P. Platel getauft hatte, riet ihnen, unsere Kirche zu besuchen und an Gott zu glauben. Der Rat wurde angenommen, und so wandte sich der Vater der Besessenen an mich und erzählte den Hergang der ganzen Sache. 

‚Es gibt nur ein Heilmittel,‘ antwortete ich, ‚aber es wirkt sicher, wen diese Krankheit ein Werk des bösen Geistes ist.‘ – ‚Ich zaudere keinen Augenblick.‘ – ‚Dann glaube mit deiner ganzen Familie an Gott; aber merke wohl, es bedarf eines festen Glaubens, ohne jeden Rückhalt; weder Gott noch den Teufel wirst du hintergehen. Sodann schaffe die Götzenbilder aus deinem Hause; hier ist Weihwasser und eine Medaille der allerseligsten Jungfrau, die, wie du siehst, der Schlange, welche ihr in eurer Pagode verehrt, den Kopf zertritt, Glaube also und die Heilung ist gewiss.‘ – ‚Gut‘ erwiderte der Vater, ‚diesen Abend noch bringe ich euch die Götzenbilder, an deren Platz das Bild der Jungfrau stehen soll.‘ – 

Abends wartete ich vergeblich. Während nämlich der Mann mich aufsuchte, wurde ein Zauberer gerufen, der für den Lohn von 600 Sapeken allerlei Luftsprünge und Grimassen ausführte. 
Mir ließ man melden, die Bilder würden am nächsten Morgen kommen. ‚Nur zu‘, dachte ich, ‚immer der alte Betrug des Teufels, man schiebt es auf so lang als möglich und am Ende richtet man doch nichts aus.‘ 

Am anderen Morgen trat der Arzt sichtlich niedergeschlagen in mein Zimmer: ‚Es ist nichts zu machen, sie wollen nicht mehr.‘ – ‚Besuche sie wenigstens noch einmal,‘ ermunterte ich ihn, ‚und sage ihnen in meinem Auftrag, dass es keine andere Rettung für Leib und Seele ihres Kindes gäbe. Tust du es nicht der Eltern wegen, so tue es für das Seelenheil des Kindes, da gestern noch die heilige Taufe verlangte.‘ 
Er eilte hin und brachte die Leute wirklich auf bessere Gedanken. Da sie nur zur Miete wohnten, gaben sie wenigstens alles her, was ihnen an abergläubischen Gegenständen zugehörte. Darauf besprengte man das Haus mit Weihwasser, hing dem Mädchen die Medaille um und stellte das Bild Mariens an den Platz, welcher der Ehrenvollste zu sein schien. Sogleich war das Mädchen geheilt, nur verblieb ihm eine äußerste Schwäche. Am anderen Tag trug es der Vater zur Kirche, wo es überglücklich die heilige Messe anhörte. Nach derselben setzte ich ihm die Glaubenswahrheiten auseinander, sowie die Pflicht, dem Teufelsdienst zu entsagen. Im Laufe des Tages musste ich nach Shanghai abreisen. –

Bei meiner Rückkehr erkundigte ich mich nach der Kranken. ‚Sie ist vollkommen geheilt,‘ sagte mir der Arzt, ‚und lernt mit ihrem Vater an den Gebeten.‘ Weiterhin erzählte man, wie am Tag der vollständigen Heilung sich oben im Gebälk eine Schlange zeigte. Als die Anwesenden sie töten wollten, ließ sie sich mitten in den Wohnraum fallen und verschwand, ohne dass jemand ihr Verschwinden sich zu erklären wusste. Die Nachbarn sind nicht wenig verwundert über diese Vorgänge.(...)"

(Aus: die katholischen Missionen, 1886)

Hinweis an die lieben Leser: dies war der letzte Post für die nächsten drei Wochen.

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